Tour-Souvenirs in der Radsport-Stadt Schweinfurt

Kleines Museum erinnert an fast vergessene Helden


[ Fahrradmuseum ]

Rad Museum Dittelbrunn
Foto: Hagen Wohlfart
SCHWEINFURT, 29.01.04

(rsn) - Es ist schon eine Weile her, dass die Radsportstadt Schweinfurt einen bekannten Rennfahrer hervorbrachte.

Remig Stumpf war der letzte, der Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre den Sprung ins Profilager schaffte.
Dabei blickt man in der unterfränkischen Industriestadt am Main auf eine lange Radsport-Tradition zurück. Damit die Helden von einst nicht in Vergessenheit geraten, wurde in der benachbarten Gemeinde Dittelbrunn ein kleines, aber feines Radsport-Museum eingerichtet. Eine ganz regionale Sicht der Radsport-Geschichte zwar, aber für echte Fans durchaus sehenswert.

Einer, der in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts über Galibier und Co kletterte, war Ludwig Geyer. Der Radprofi wurde 1934 Siebter im Gesamtklassement der Tour de France. Sein Rad und Teile seiner Ausrüstung von damals kann man in dem Museum, das im Rathaus untergebracht ist, bewundern.

In Schweinfurt wurde die Entwicklung des Fahrrads weit vorangetrieben. Um 1860 hatte Moritz Fischer keine Lust mehr, sich ständig mit den Füßen auf dem Boden abstoßen zu müssen, um mit dem Laufrad vorwärts zu kommen. Also baute er das erste Rad mit Tretkurbel. Gut 40 Jahre später, Anfang des 20. Jahrhunderts, galt die Erfindung der Freilauf-Nabe durch Ernst Sachs als bahnbrechende Erfindung. Unter dem Markennamen Torpedo wurde sie weltberühmt. Und natürlich wurden in Schweinfurt Fahrräder gebaut. Um ihre Räder zu vermarkten, förderten die Hersteller den Radsport - in kaum einer anderen Sportart begann die Professionalisierung so früh.

Eine erstaunliche Anzahl an Exponaten ist in Dittelbrunn zusammengekommen: Räder, Trikots, Medaillen, Pokale, Fotos - vieles davon überlassen von den Angehörigen längst verstorbener Profis. Nicht alle, die in der Sammlung Beachtung finden, schafften international den Durchbruch - doch die Namen sind vielen Kennern der Radsport-Geschichte durchaus ein Begriff: Otto Schenk, Profi von 1934 bis 1951, Otto Karrlein oder Günther Ziegler. Ludwig Geyer, der fünfmal bei der großen Schleife durch Frankreich startete, gewann 1934 übrigens die Tour de Suisse. Eine Puppe trägt jetzt sein Original-Trikot aus dieser Zeit.

Auch in der jüngeren Vergangenheit war ein Dittelbrunner erfolgreich: Remig Stumpf, Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre Profi bei den Rennställen Histor-Sigma und Telekom. Er hat dem Museum einen großen Teil seiner Pokale, aber auch Trikots und Rennmaschinen überlassen. Stumpf gewann zweimal die Schweinfurter Ernst-Sachs-Tour, wurde als Amateur zweimal deutscher Meister im 50-Kilometer-Zeitfahren und einmal mit dem Straßenvierer. Er holte einen Etappensieg bei der Tour de Suisse, und bei der Frankreich-Rundfahrt wurde er zweimal Etappen-Zweiter. Aber bis Paris kam er nicht.

Die Dauer-Ausstellung ist jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet oder aber nach Vereinbarung.
Tel. (0 97 25) 71 24 21.

Hagen Wohlfahrt


Quelle: radsport-news.com